Täglich 10 – 18 Uhr

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Ab dem 8.2.2025 präsentiert das Stadtarchiv Dessau-Roßlau in der Orangerie die Ausstellung Selma von Leora Wise-Reich.

Leora Wise-Reich ist eine Jerusalemer Künstlerin, die malt, druckt, modelliert und zusammen mit Musikern, Tänzern und Puppenspielern Werke auf die Bühne bringt.

Sie hatte bisher Ausstellungen und Auftritte in Israel, Großbritannien, den Vereinigten Staaten, Taiwan und Italien. Ihre Werke sind in renommierten öffentlichen Sammlungen wie dem Israel Museum Jerusalem und der Judaica-Sammlung der Yale University New Haven (CT) vertreten.

In Selma hat Wise-Reich Werke zusammengestellt, welche von einer Familienlegende über ihre Großeltern aus Dessau inspiriert sind. Die Geschichte besagt, dass am Abend nach der „Kristallnacht“ (Novemberpogrom 1938) Mayer und Selma Reich in Stille mit ihrem Schwiegersohn an einem Flussufer standen. Zusammen warfen sie liebgewonnene Gegenstände ins Wasser. Später in dieser Nacht stiegen sie in einen Zug nach Paris, um ihre Heimatstadt für immer zu verlassen.

Tragischerweise überlebten Mayer und Selma Reich die nationalsozialistische Judenverfolgung dennoch nicht. 1943 wurden sie aus Paris deportiert und in Auschwitz ermordet.

Leora Wise-Reich hat sich oft gefragt, was es mit den Gegenständen auf sich hatte, die ihre Großeltern in den Fluss warfen. Aber niemand in der Familie blieb am Leben, um es ihr erzählen zu können. Trotz umfangreicher Nachforschungen fand sie keine Hinweise auf andere europäische Juden, die während des Krieges ihre Besitztümer ins Wasser warfen.

Mit der Zeit verwandelten sich diese Gegenstände, die Wise-Reich so gern entschlüsselt hätte, aber nicht ermitteln konnte, in ein Symbol für ihre Großmutter selbst. Selma war weder eine besonders schöne Frau noch eine Intellektuelle, aber sie hatte eine Leidenschaft für das Leben. Selma schuf ein warmes Heim für ihren Mann und ihre zwei Kinder und führte geschickt das Schuhgeschäft im Erdgeschoss ihres Hauses.

Sie verkörperte die Essenz einer liberalen, mehr oder weniger assimilierten, bürgerlichen jüdischen Familie – ein Leben mit Würde, Ehrgeiz und Fürsorge.

Die Ausstellung ist zum ersten Mal in Deutschland zu sehen.

Orangerie am Georgium
8. – 23. Februar 2025
Täglich 10-18 Uhr, Dienstag geschlossen
Eintritt frei