Sammlung
Die Sammlung der Anhaltischen Gemäldegalerie Dessau umfasst heute ungefähr 1.800 Gemälde und 18.000 Arbeiten auf Papier (Zeichnungen, Druckgraphik) sowie kleinere Bestände an Plastik und angewandter Kunst. Die Werke entstammen der Zeitspanne vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart, wobei ein klarer Schwerpunkt in der Zeit von 1500 bis 1850 liegt.
In der Abteilung der Altdeutschen Malerei nehmen die Werke Lucas Cranachs des Älteren den prominentesten Platz ein, hierunter eines seiner Hauptwerke: der Dessauer Fürstenaltar. Die durch verwandtschaftliche Beziehungen zu den Oraniern begründete Neigung der Mitglieder des Hauses Anhalt-Dessau für die niederländische Malerei spiegelt sich in den Beständen der Anhaltischen Gemäldegalerie deutlich wider. Sie weist wichtige Werke flämischer und holländischer Maler vom späten 15. bis zum frühen 18. Jahrhundert auf. Wesentlich vom Geschmack der anhaltischen Fürstenfamilie ist auch die Auswahl deutscher Gemälde des 17. und 18. Jahrhunderts geprägt. Aufgrund der Aufgeschlossenheit der Prinzessin Henriette Amalie für die zeitgenössische Kunst ihrer hessischen Wahlheimat befindet sich darunter eine singuläre Gruppe von Gemälden Frankfurter Meister der Mitte des 18. Jahrhunderts. Anschließend an diese Maler aus Goethes Frankfurter Kindheit entwickelt sich der Dessauer Sammlungsschwerpunkt der deutschen Kunst der Goethezeit. Besonders gut vertreten sind hier die aus Anhalt stammenden oder in den anhaltischen Residenzen tätigen Künstlerinnen und Künstler wie zum Beispiel Johann Friedrich August Tischbein, die Brüder Olivier, Caroline Bardua und Franz Krüger.
Der Bestand der deutschen Kunst nach 1850 ist wesentlich durch Erwerbungen aus den 1920er und 1930er Jahren geprägt. Dabei weist die Werkgruppe der um 1930 von den Dessauer Bauhausmeistern und -schülern angekauften Gemälde erhebliche Verluste durch die Aktion „Entartete Kunst“ der Nationalsozialisten auf. Einzelne Werke, zum Beispiel von Wassily Kandinsky und Fritz Winter, konnten jedoch bewahrt werden. Die Erwerbungen deutscher Kunst nach 1945 haben ein besonderes Augenmerk für die Nachfolge des Bauhauses und die künstlerischen Entwicklungen auf dem Territorium des historischen Landes Anhalt.